Als Emis­si­on bezeich­net man die Abga­be gas­för­mi­ger, flüs­si­ger oder fes­ter Stof­fe aus Anla­gen oder Mate­ria­li­en in die Umge­bung. Auch Erschüt­te­run­gen, Geräu­sche oder Strah­len kön­nen emit­tiert wer­den. Für die Raum­luft­qua­li­tät bedeut­sam ist vor allem die Art und Men­ge von Emis­sio­nen gas­för­mi­ger orga­ni­scher Ver­bin­dun­gen (VOC, sie­he Fra­ge 2)

VOCs, aus dem Eng­li­schen: „Vola­ti­le Orga­nic Compound(s)“, sind flüch­ti­ge, orga­ni­sche Stof­fe, die bei Raum­tem­pe­ra­tur und Nor­mal­druck vom flüs­si­gen in den gas­för­mi­gen Zustand über­ge­hen. Typi­sche VOCs sind alle orga­ni­schen Löse­mit­tel, aber auch Treib­stof­fe wie Ben­zin, Die­sel­öl u.ä. Lei­der gibt es kei­ne all­ge­mein ver­bind­li­che Defi­ni­ti­on für VOC, son­dern gleich meh­re­re, die sich z.T. deut­lich unter­schei­den, wodurch man­che Stof­fe je nach Defi­ni­ti­on mal VOC und mal kei­ne VOC sind.

In der Euro­päi­schen Richt­li­nie 2010/75/EU („IED-Richt­li­nie“) wer­den als VOCs sol­che orga­ni­schen Stof­fe bezeich­net, deren Dampf­druck 0,01 kPa oder mehr (bei Raum­tem­pe­ra­tur T = 20 °C = 293,15 K) beträgt. Die­se Defi­ni­ti­on ist nahe­zu deckungs­gleich mit dem Löse­mit­tel­be­griff unter Pkt. 3. Eine ande­re Defi­ni­ti­on wird durch die Euro­päi­sche Richt­li­nie 2004/42/EG („Deco­pa­int-Richt­li­nie“) gege­ben. Danach sind als VOCs alle flüch­ti­gen Stof­fe anzu­se­hen, deren Sie­de­punkt oder Sie­de­be­ginn 250 °C oder weni­ger (bei Nor­mal­druck p = 101,3 kPa) beträgt.

VOCs mit Sie­de­punk­ten ober­halb von 250 °C wer­den als SVOCs (Semi Vola­ti­le Orga­nic Com­pounds = schwer­flüch­ti­ge orga­ni­sche Sub­stan­zen) bezeich­net. Für die GEV-Prüf­me­tho­de gel­ten für die Bezeich­nung von flüch­ti­gen orga­ni­schen Ver­bin­dun­gen die Defi­ni­tio­nen der EN 16516. VOCs sind dem­nach alle orga­ni­schen Stof­fe, die nach den in der Prüf­me­tho­de fest­ge­leg­ten Ana­ly­se­be­din­gun­gen im Bereich n‑Hexan (n‑C6) bis n‑Hexadecan (n‑C16) gemes­sen wer­den.

Als TVOC-Wert (Total Vola­ti­le Orga­nic Com­pounds = Sum­me der flüch­ti­gen orga­ni­schen Sub­stan­zen) bezeich­net man die Sum­me von VOC-Wer­ten ein­zel­ner (gemes­se­ner) Sub­stan­zen, als TSVOC den Sum­men­wert der ein­zeln gemes­se­nen SVOCs.

Neben der Gesamt­sum­me an Emis­sio­nen ist zur Ein­zel­stoff­be­wer­tung für vie­le Stof­fe eine soge­nann­te „nied­rigs­te inter­es­sie­ren­de Kon­zen­tra­ti­on“ (NIK-Wert) fest­ge­legt wor­den. Für das Erlan­gen der EMICODE® Klas­se EC 1PLUS wird eine Ein­zel­stoff­be­wer­tung anhand von NIK-Wer­ten vor­ge­nom­men.

Löse­mit­tel oder Lösungs­mit­tel sind flüs­si­ge Sub­stan­zen, in denen sich ande­re Stof­fe lösen. Grund­sätz­lich kön­nen die­se anor­ga­nisch (z.B. Was­ser) oder orga­nisch sein. In unse­rem Kon­text sind in der Regel aber nur orga­ni­sche Löse­mit­tel gemeint, so wie sie z.B. in der für Deutsch­land wich­ti­gen TRGS 610 defi­niert wer­den, also als orga­ni­scher Stoff mit einem Sie­de­punkt von 200 °C oder dar­un­ter.

Für Ober­flä­chen­be­hand­lungs­mit­tel für Par­kett wird der Löse­mit­tel­be­griff durch die TRGS 617 mit einem Sie­de­punkt von 250 °C oder dar­un­ter defi­niert. Sie wer­den zum Lösen ande­rer Stof­fe ver­wen­det und sol­len nach Anwen­dung des Pro­duk­tes, z.B. einem Lack oder Kleb­stoff, mehr oder weni­ger schnell ver­duns­ten. Weich­ma­cher sind kaum noch flüch­tig und wer­den daher nicht mehr den VOCs, son­dern den SVOCs zuge­rech­net.

VOCs kön­nen unter­schied­li­che Quel­len haben. Zum Bei­spiel kön­nen Pro­duk­te Löse­mit­tel ent­hal­ten, die bestim­mungs­ge­mäß oder unbe­ab­sich­tigt ver­duns­ten. Es kön­nen aber auch ande­re Mate­ria­li­en, Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de und Gerä­te, die orga­ni­sche Stof­fe ent­hal­ten, VOCs an die Raum­luft abge­ge­ben. Bei­spie­le für sol­che Mate­ria­li­en sind: Span­plat­ten, Bau­stof­fe, Tex­ti­li­en und Kunst­stof­fe, Holz, Wol­le, Par­fums, Duft­ker­zen, Raum­sprays, Kopier­ge­rä­te, Pfle­ge­mit­tel, Nagel­lack­ent­fer­ner, Kos­me­ti­ka u.v.a.
Ursa­che die­ser VOCs kön­nen Rest­stof­fe von Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen sein (bspw. Rest-Löse­mit­tel aus einem Möbel­lack), Abbau­re­ak­tio­nen orga­ni­scher Stof­fe durch Sau­er­stoff aus der Luft, durch Licht und/oder auch Fäul­nis oder Schim­mel (mikro­biel­le VOCs, sog. MVOCs). Auch Men­schen, Tie­re und Pflan­zen schei­den VOCs in nicht unbe­trächt­li­chen Men­gen aus. Die Innen­raum­luft kann also aus einer Viel­zahl von Quel­len mit VOC-Emis­sio­nen belas­tet wer­den. In neu aus­ge­bau­ten Räu­men erhö­hen vor allem frisch ein­ge­brach­te Lacke, Kleb­stof­fe, Abdich­tun­gen u. ä. sowie neue Möbel und Heim­tex­ti­li­en vor­über­ge­hend die TVOC-Kon­zen­tra­ti­on.

Mit moder­ner, hoch­emp­find­li­cher Labor­ana­ly­tik, z. B. mit­tels Gaschro­ma­to­gra­phie (GC) und Mas­sen­spek­tro­me­trie (MS), wer­den heu­te selbst gerings­te VOC-Spu­ren in der Luft iden­ti­fi­ziert und men­gen­mä­ßig bestimmt.
Das Emis­si­ons­ver­hal­ten von Mate­ria­li­en kann in spe­zi­el­len Prüf­kam­mern bestimmt wer­den, aus denen nach fest­ge­leg­ten Zeit­räu­men Luft­pro­ben ent­nom­men und ana­ly­siert wer­den.
VOC-Kon­zen­tra­tio­nen wer­den in mg/m³ oder µg/m³ ange­ge­ben, das sind Tau­sends­tel bzw. Mil­li­ons­tel Gramm pro Kubik­me­ter Luft. Die Sum­me der ein­zel­nen VOC-Kon­zen­tra­tio­nen ergibt den TVOC-Wert (Gesamt­kon­zen­tra­ti­on an VOCs).

Für bekann­ter­ma­ßen gesund­heits­schäd­li­che, gif­ti­ge, krebs­er­zeu­gen­de oder ander­wei­tig gefähr­li­che Stof­fe gel­ten Grenz­wer­te, Ver­wen­dungs­be­schrän­kun­gen und Kenn­zeich­nungs­vor­schrif­ten. Über die Wir­kung vie­ler ande­rer VOCs lie­gen jedoch kaum wis­sen­schaft­lich gesi­cher­te Erkennt­nis­se vor, ins­be­son­de­re wenn es sich nur um gerin­ge Kon­zen­tra­tio­nen han­delt. Da vie­le VOCs im Ver­dacht ste­hen, allein oder im Gemisch das Wohl­be­fin­den und die Gesund­heit nega­tiv zu beein­flus­sen, arbei­ten heu­te welt­weit Wis­sen­schaft­ler an Mög­lich­kei­ten zur Ver­mei­dung von VOC-Emis­sio­nen. In eini­gen Län­dern der EU,
ins­be­son­de­re Bel­gi­en, Deutsch­land und Frank­reich, gibt es staat­li­che Vor­schrif­ten für den VOC- und SVOC-Gehalt bestimm­ter Pro­duk­te.

In der sog. Sei­fert-Stu­die hat das dama­li­ge Bun­des­ge­sund­heits­amt 1985/86 in ca. 500 deut­schen Haus­hal­ten die nor­ma­le Belas­tung der Raum­luft durch VOCs unter­su­chen las­sen. Dabei wur­den über 50 ver­schie­de­ne Stof­fe in einer je nach Haus­halt sehr unter­schied­li­chen Gesamt­kon­zen­tra­ti­on zwi­schen 170 – 2600 µg/m≥ gefun­den. Die sta­tis­ti­sche Aus­wer­tung die­ser Stu­die ergab einen Mit­tel­wert (50. Per­zen­til­wert oder Medi­an) von ca. 330 µg/m≥, der seit­dem gerun­det auf 300 µg/m≥ bei vie­len Fach­leu­ten als anzu­stre­ben­der Ziel­wert gilt.

Sei­fert selbst stell­te 1990 auf der Indoor Air Kon­fe­renz in Otta­wa fest, dass es sich bei den 300 µg/m≥ TVOC sowie bei den Wer­ten für ein­zel­ne VOC-Grup­pen nur um lang­fris­tig anzu­stre­ben­de Ziel­wer­te ohne toxi­ko­lo­gi­sche Bewer­tung han­delt. Er bezeich­ne­te z. B. für frisch reno­vier­te Räu­me nach 1 Woche eine Über­schrei­tung die­ser Wer­te um das 50-fache und nach 6 Wochen um das 10-fache als durch­aus akzep­ta­bel.

Auf­grund der inzwi­schen enorm ver­fei­ner­ten Ana­ly­tik ist davon aus­zu­ge­hen, dass man heu­te noch eine wesent­lich grö­ße­re Anzahl von Stof­fen und auch höhe­re Nor­mal­wer­te fest­stel­len wer­de. Zudem hat sich auch die Zusam­men­set­zung der Pro­duk­te deut­lich ver­än­dert.

Wich­tig ist die Fest­stel­lung, dass der Sei­fert­sche Ziel­wert von 300 µg/m≥ für die kom­plex beein­fluss­te Luft von Innen­räu­men nicht das Gerings­te mit Prüf­kam­mer-Mess­wer­ten ein­zel­ner Pro­duk­te oder Mate­ria­li­en zu tun hat. Prüf­kam­mer­wer­te erlau­ben eine rela­ti­ve Bewer­tung von Pro­duk­ten (ran­king), aber kei­ne Aus­sa­ge über zu erwar­ten­de Raum­luft­be­fun­de.

Natur- oder Bio-Erzeug­nis­se wei­sen häu­fig sogar höhe­re VOC-Emis­sio­nen als syn­the­ti­sche Pro­duk­te auf. In Natur­kleb­stof­fen wer­den z. B. natür­li­che Baum­har­ze, Ter­pen­tin u.ä. ver­wen­det, die nicht uner­heb­li­che Men­gen soge­nann­ter Ter­pe­ne emit­tie­ren und des­halb zu typi­schen Gerü­chen und hohen TVOC-Wer­ten in der Raum­luft füh­ren kön­nen.

Nam­haf­te Her­stel­ler von Boden­be­lags­kleb­stof­fen haben sich ent­schlos­sen, mög­lichst emis­si­ons­ar­me Ver­le­ge­werk­stof­fe zu ent­wi­ckeln und im Markt zu för­dern. Zur Schaf­fung einer ver­bind­li­chen Grund­la­ge wur­de im Febru­ar 1997 die „Gemein­schaft Emis­si­ons­kon­trol­lier­te Ver­le­ge­werk­stof­fe e.V.“ (GEV), gegrün­det.

Um den For­de­run­gen des Mark­tes nach Prü­fung wei­te­rer Pro­dukt­gattun­gen gerecht zu wer­den, wur­de die GEV in 2007 umbe­nannt in „Gemein­schaft Emis­si­ons­kon­trol­lier­te Ver­le­ge­werk­stof­fe, Kleb­stof­fe und Bau­pro­duk­te e.V.“ Mit­glied der GEV kann jeder Her­stel­ler von ent­spre­chen­den Pro­duk­ten wer­den. För­der­mit­glied­schaf­ten sind mög­lich und erwünscht.

Haupt­auf­ga­be der GEV ist die För­de­rung des Verbraucher‑, Arbeits- und Umwelt­schut­zes im Bereich bau­che­mi­scher Pro­duk­te und Kleb­stof­fe. Die GEV betreibt eine offe­ne Infor­ma­ti­ons­po­li­tik und unter­stützt die her­stel­ler­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit mit allen Bran­chen­part­nern.

Ers­te und wich­tigs­te Maß­nah­me in die­sem Rah­men war es, dem Markt eine Mög­lich­keit zur wett­be­werbs­neu­tra­len Beur­tei­lung und Unter­schei­dung der zahl­rei­chen Ver­le­ge­werk­stof­fe, Kleb­stof­fe und Bau­pro­duk­te hin­sicht­lich ihres VOC-Emis­si­ons­ver­hal­tens zu geben. Dazu wur­de das Pro­dukt-Klas­si­fi­zie­rungs­sys­tem EMICODE® geschaf­fen.

Im Janu­ar 2025 hat­te die GEV 250 ordent­li­che und 2 För­der­mit­glie­der aus 24 Län­dern. Das aktu­el­le Mit­glie­der­ver­zeich­nis fin­den Sie im Inter­net unter www.emicode.com/mitglieder. Natür­lich kön­nen Sie das Ver­zeich­nis auch tele­fo­nisch oder per Email anfor­dern. 

Welt­weit jeder Her­stel­ler von Ver­le­ge­werk­stof­fen, Kleb­stof­fen, Bau­pro­duk­ten oder Roh­stof­fen, der sich ver­pflich­tet, die Sat­zung der GEV ein­zu­hal­ten und die Zie­le der GEV zu för­dern.

EMICODE® ist die mar­ken­recht­lich gesch¸tzte Bezeich­nung für ein Klassifi­zie­rungs­sys­tem, mit dem sich Ver­le­ge­werk­stof­fe, Kleb­stof­fe und Baupro­duk­te nach ihrem Emis­si­ons­ver­hal­ten in die drei fol­gen­den Klas­sen ein­stu­fen las­sen:

EMICODE® EC 1PLUS

EMICODE® EC 1

EMICODE® EC 2

Die Ein­stu­fung nach dem EMICODE®-System beruht auf ana­ly­tisch ermit­tel­ten Mess­da­ten und kon­kre­ten Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en, gemes­sen nach einer defi­nier­ten Prüf­me­tho­de. Da der Begriff „emis­si­ons­arm“ an sich weder genormt noch ein­deu­tig defi­niert ist, bie­tet der EMICODE® eine ver­bind­li­che Basis für die Beur­tei­lung und Aus­wahl von Ver­le­ge­werk­stof­fen, Kleb­stof­fen und Bau­pro­duk­ten.

Anfang 1997 wur­de das EMICODE®-Klassifizierungssystem zunächst für Ver­le­ge­werk­stof­fe (Grun­die­run­gen, Spach­tel­mas­sen und Boden­be­lags­kleb­stof­fe) ent­wi­ckelt, mit dem Ziel die Innen­raum­luft­qua­li­tät zu ver­bes­sern. Seit­dem hat sich das Spek­trum erheb­lich erwei­tert und die EMICODE®-Klassifizierungskriterien wur­den auf Wunsch auch für ande­re
Bau­pro­duk­te ange­passt.

Ein Vor­teil des Sys­tems liegt dar­in, dass die Prüf‑, Zer­ti­fi­zie­rungs- und Kon­troll­me­tho­den immer auf die spe­zi­fi­schen Eigen­schaf­ten der Bau­stof­fe und Pro­dukt­ka­te­go­rien zuge­schnit­ten sind. Einen Über­blick über die aktu­el­len Kate­go­rien und Pro­duk­te fin­den Sie unter www.emicode.com/produkte.

Der EMICODE® EC1PLUS beschreibt die aktu­ell höchs­te Anfor­de­rung an emis­si­ons­ar­me Pro­duk­te und stellt damit die Gren­ze des tech­nisch Mach­ba­ren dar. Sie ist die kon­se­quen­te Wei­ter­ent­wick­lung der bis 2010 eta­blier­ten und bewähr­ten Klas­se EMICODE® EC 1, nur auf einem deut­lich bes­se­ren Niveau mit noch ein­mal deut­lich stren­ge­ren Grenz­wer­ten.

Die EMICODE®-Ein­stu­fungs­be­rei­che für TVOCs (total vola­ti­le orga­nic compound(s) = Sum­me der flüch­ti­gen orga­ni­schen Sub­stan­zen) bzw. TSVOCs (total semi vola­ti­le orga­nic compound(s) = Sum­me der schwer­flüch­ti­gen orga­ni­schen Sub­stan­zen) sowie für die Ein­zel­stoff­be­wer­tung wur­den für ein­zel­ne Pro­dukt­grup­pen wie folgt fest­ge­legt:

Bei den Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en wird inner­halb des EMICODE® zwi­schen zwei gro­ßen Pro­dukt­grup­pen unter­schie­den, zwi­schen der sehr brei­ten Grup­pe der Ver­le­ge­werk­stof­fe, Kleb­stof­fe und Bau­pro­dukt und der klei­ne­ren Grup­pe der Ober­flä­chen­be­hand­lungs­pro­duk­te für Nutz­bö­den. Das EMICODE®-Klassifizierungssystem berück­sich­tigt grund­sätz­lich den aktu­el­len Stand der Tech­nik und wei­ter­füh­rend erkenn­ba­re Wei­ter­ent­wick­lungs­op­tio­nen und ‑Not­wen­dig­kei­ten.

Die Anfor­de­run­gen an die ver­schie­de­nen Pro­duk­te wer­den in den Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en so anspruchs­voll defi­niert, dass der tech­ni­sche Fort­schritt geför­dert wird und opti­mier­te Pro­duk­te not­wen­dig wer­den. Der aktu­el­le und per­spek­ti­vi­sche tech­ni­sche Sach­stand unter­schei­det sich bei den bei­den o.g. Pro­dukt­grup­pen und spie­gelt sich daher  in gering­fü­gig dif­fe­ren­zier­ten Anfor­de­run­gen wider.

Ein für die Kenn­zeich­nung mit dem EMICODE® vor­ge­se­he­nes Pro­dukt muss eine Rei­he wich­ti­ger Grund­vor­aus­set­zun­gen erfül­len. Kleb­stof­fe müs­sen zum Bei­spiel frei von Löse­mit­teln mit einem Sie­de­punkt < 200 °C sein, wobei eine tech­nisch oft unver­meid­ba­re Spur von max. 0,5 % tole­riert wird. Wei­ter müs­sen die Emis­sio­nen bestimm­ter K‑Stoffe (sie­he Fra­ge 19) bereits nach 72 Std. in der Prüf­kam­mer unter­halb fest­ge­leg­ter Grenz­wer­te lie­gen und es muss ein EU-Sicher­heits­da­ten­blatt ver­füg­bar sein. Die Ein­stu­fung in eine der drei EMICODE®-Klassen hängt dann von der nach der jewei­li­gen GEV-Prüf­me­tho­de ermit­tel­ten Gesamt­emis­si­on (TVOC und TSVOC-Wert) bei der Kam­mer­prü­fung ab. GEV-Prüf­me­tho­den und GEV-Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en wer­den vom Tech­ni­schen Bei­rat der GEV fest­ge­legt. Der Tech­ni­sche Bei­rat wird alle zwei Jah­re von der Mit­glie­der­ver­samm­lung der GEV gewählt und durch exter­ne Fach­leu­te unter­stützt. Zu den Auf­ga­ben des Tech­ni­schen Bei­rats gehö­ren auch die stän­di­ge Aktua­li­sie­rung der Metho­den und Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en nach dem Stand der Tech­nik und die Wei­ter­ent­wick­lung des Sys­tems EMICODE®.

K‑Stoffe sind ganz all­ge­mein krebs­er­zeu­gen­de Stof­fe, die jedoch in drei ver­schie­de­ne Kate­go­rien ein­ge­teilt wer­den.

  • K 1A: Stof­fe, die auf den Men­schen bekann­ter­ma­ßen krebs­er­zeu­gend wir­ken.
  • K 1B: Stof­fe, die im Tier­ver­such krebs­er­zeu­gend sind und wahr­schein­lich auch für den Men­schen.
  • K 1A: Stof­fe, die auf den Men­schen bekann­ter­maflen krebs­er­zeu­gend wir­ken.

Bei der Emis­si­ons­mes­sung in der Prüf­kam­mer wird durch eine Prü­fung nach 3 und 28 Tagen fest­ge­stellt, ob und in wel­cher Kon­zen­tra­ti­on in Fra­ge kom­men­de K‑Stoffe abge­ge­ben wer­den. Als Grund­vor­aus­set­zung für eine EMICODE®-Einstufung wur­den die in Fra­ge 16 defi­nier­ten Grenz­wer­te fest­ge­legt.

Geprüft wird nach einem Prüf­kam­mer­ver­fah­ren, das in Zusam­men­ar­beit mit nam­haf­ten Prüf­in­sti­tu­ten ent­wi­ckelt und fest­ge­legt wur­de. Ent­spre­chend der Pro­dukt­art wird dazu eine cha­rak­te­ris­ti­sche Pro­dukt­pro­be her­ge­stellt (bei einem Kleb­stoff wird die­ser zum Bei­spiel dazu flä­chig auf einen defi­nier­ten Unter­grund auf­ge­tra­gen) und in eine Prüf­kam­mer mit den in der EN 16516 fest­ge­leg­ten Belüf­tungs- und Kli­ma­be­din­gun­gen gebracht. Das Kam­mer­vo­lu­men beträgt min­des­tens 100 Liter, die Grö­ße der Pro­ben­flä­che wird so gewählt, dass sich eine Bela­dung von 0,007 – 0,4 m≤/m≥ ergibt.

Die GEV führt selbst kei­ne Prü­fun­gen durch, son­dern nutzt hier­für exter­ne neu­tra­le Prüf­la­bo­ra­to­ri­en. Meh­re­re Ring­ver­su­che haben gezeigt, dass unter Qualitäts‑, Wett­be­werbs- und Kos­ten­ge­sichtspunk­ten die Aus­wahl der Test­in­sti­tu­te nicht vor­ab beschränkt sein soll­te. Aller­dings müs­sen zwei Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sein. Die Labo­re müs­sen (1) die GEV-Prüf­me­tho­de (Kam­mer­prü­fung) beherr­schen und ent­spre­chend aus­ge­rüs­tet sein, (2) nach ISO 17025 akkre­di­tiert sein, wobei die Akkre­di­tie­rung auch die GEV-Prü­fung oder die Prü­fung nach EN 16516 mit umfasst.

Die Pro­duk­te, die nach den Regeln der GEV geprüft und mit dem EMICODE® zer­ti­fi­ziert wer­den kön­nen, sind sehr unter­schied­lich. Da gibt es z.B.  dünn­flüs­si­ge Grun­die­run­gen und Lacke, die in dün­ner Schicht auf­ge­tra­gen wer­den, pas­tö­se Kleb- oder Dicht­stof­fe und auch Mör­tel und Est­ri­che, die in dicke­rer Schicht ver­ar­bei­tet wer­den und auch Dicht­bän­der, Dicht­fo­li­en, Dämm­stof­fe etc., die als Fer­tig­pro­dukt in bestimm­ter Form vor­lie­gen. Das Erhär­ten der Pro­duk­te durch ein­fa­che Trock­nung oder durch che­mi­sche Reak­ti­on ist abhän­gig von der Schicht­di­cke, und daher muss der Prüf­kör­per spe­zi­fisch für eine Pro­dukt­grup­pe so her­ge­stellt sein, dass das Emis­si­ons­ver­hal­ten in der Prüf­kam­mer reprä­sen­ta­tiv für das Pro­dukt ist.

GEV-Mit­glie­der stu­fen Pro­duk­te eigen­ver­ant­wort­lich in die zutref­fen­de EMICODE®-Klasse ein. Grund­la­ge dafür sind die Prüf­ergeb­nis­se der TVOC‑, TSVOC- und K‑Stoff-Mes­sun­gen durch ein geeig­ne­tes Prüf­la­bor. Durch ihre Mit­glied­schaft ver­pflich­ten sich die Mit­glie­der zur Ein­hal­tung der GEV-Sat­zung und der GEV-Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en. Damit wird bei Ver­wen­dung des Zei­chens EMICODE® eine ver­bind­li­che und ver­gleich­ba­re Pro­dukt­kenn­zeich­nung sicher­ge­stellt.

Der Her­stel­ler stellt sicher, dass die Grund­vor­aus­set­zun­gen für die Ein­stu­fung eines Pro­duk­tes in die zutref­fen­de EMICODE®-Klasse vor­lie­gen und stellt dann einen förm­li­chen Antrag auf Lizenz­er­tei­lung an die GEV. Dar­in sind unter Bezug auf den zugrun­de­lie­gen­den Prüf­be­richt eines exter­nen Prüf­in­sti­tuts auch die Han­dels­be­zeich­nung des Pro­duk­tes und eine auf das Rezept zurück­ver­folg­ba­re Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer anzu­ge­ben. Die aus­ge­stell­te Lizenz hat eine Gül­tig­keit von fünf Jah­ren.

Grund­sätz­lich kön­nen nur Pro­duk­te mit dem EMICODE® gekenn­zeich­net wer­den, deren Her­stel­ler GEV-Mit­glied ist und damit die Rech­te und Pflich­ten der GEV-Sat­zung ver­bind­lich aner­kennt. Jedes zu kenn­zeich­nen­de Pro­dukt muss einer der Pro­dukt­grup­pen der GEV-Pro­dukt-Matrix zuge­ord­net wer­den kön­nen und die GEV-Grund­vor­aus­set­zun­gen (sie­he Fra­ge 18) erfül­len.

Nach Prü­fung des Pro­dukts nach der gel­ten­den GEV-Prüf­me­tho­de, Ein­stu­fung des Pro­dukts nach den zutref­fen­den GEV-Ein­stu­fungs­kri­te­ri­en und nach Vor­lie­gen
einer gül­ti­gen GEV-Lizenz kann das Pro­dukt mit dem EMICODE® gekenn­zeich­net wer­den.

Han­dels- oder Eigen­mar­ken kön­nen dann mit dem EMICODE® gekenn­zeich­net wer­den, wenn der Her­stel­ler des Pro­duk­tes GEV-Mit­glied ist und für die­ses Pro­dukt unter jeder ein­zel­nen Han­dels- oder Eigen­mar­ken-Bezeich­nung über eine gül­ti­ge GEV-Lizenz ver­fügt. Wech­selt der Ver­trei­ber der Eigen­mar­ke sei­nen Her­stel­ler, zeigt der alte Her­stel­ler der GEV das Erlö­schen der Lizenz an. Soll die Eigen­mar­ke wei­ter den EMICODE® tra­gen, muss auch der neue Her­stel­ler GEV-Mit­glied sein und über eine ent­spre­chen­de Lizenz ver­fü­gen.

Die GEV wen­det jähr­lich erheb­li­che Mit­tel der Mit­glieds­bei­trä­ge (2023: ca. 100.000 €) für die stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­le lizen­zier­ter Pro­duk­te auf. Im Fal­le eines Ver­sto­ßes muss der betrof­fe­ne Her­stel­ler sowohl die Prüf­kos­ten als auch die Kos­ten wei­te­rer Prü­fun­gen tra­gen. Im Zwei­fels­fall ent­schei­det eine Schieds­prü­fung. Bei wie­der­hol­tem Ver­stoß droht der Aus­schluss aus der GEV. Soll­te eine Ver­let­zung der GEV-Kri­te­ri­en von Drit­ten fest­ge­stellt und ange­zeigt wer­den, dann zahlt das betrof­fe­ne GEV-Mit­glied im Fall der Bestä­ti­gung auch des­sen Prüf­kos­ten.

Schon bei der Ver­ar­bei­tung rie­chen Pro­duk­te mit EMICODE® EC 1 und EC 1PLUS kaum und sind in erhär­te­tem Zustand prak­tisch geruchs­neu­tral. 
Geruchs­ent­wick­lun­gen durch EMICODE®-Produkte selbst sind daher nicht zu erwar­ten – sach- und fach­ge­rech­te Ver­ar­bei­tung vor­aus­ge­setzt. Dazu gehört in jedem Fall das Rei­ni­gen und fach­ge­rech­te Vor­be­rei­ten der Ober­flä­chen, auf die das Pro­dukt auf­ge­bracht wer­den sol­len. Wie aber bekannt, kön­nen Geruchs­ent­wick­lun­gen nach Aus­bau- oder Reno­vie­rungs­ar­bei­ten eine Viel­zahl von Ursa­chen haben. Dazu gehö­ren vor allem auch soge­nann­te Sekun­där­emis­sio­nen. Die­se geruchs­ak­ti­ven Stof­fe kön­nen durch alka­li­sche Feuch­tig­keit, unge­nü­gen­de Trock­nung u. ä. ent­ste­hen. Es wäre des­halb falsch anzu­neh­men, dass es in Zusam­men­hang mit EC 1PLUS-Pro­duk­ten kei­ne der­ar­ti­gen Bean­stan­dun­gen mehr geben kann. Im Rekla­ma­ti­ons­fall kann jedoch der­je­ni­ge, der ein EC 1PLUS-Pro­dukt emp­foh­len oder ein­ge­setzt hat, etwa­igen Raum­luft­un­ter­su­chun­gen sehr gelas­sen ent­ge­gen sehen.

Außer rein anor­ga­ni­schen, mine­ra­li­schen oder metal­li­schen Mate­ria­li­en gibt es kaum Erzeug­nis­se, die nicht in irgend­ei­ner Form zumin­dest Spu­ren von VOCs abge­ben. Orga­ni­sche Mate­ria­li­en, wie Kunst- oder Natur­stof­fe, kˆn­nen des­halb nie­mals emis­si­ons­frei sein. Auch gelingt es mit immer leis­tungs­fä­hi­ge­ren Ana­ly­se­me­tho­den, eine immer grö­ßer wer­den­de Zahl von VOCs in immer gerin­ge­ren Kon­zen­tra­tio­nen nach­zu­wei­sen. „Emis­si­ons­freie“ bau­che­mi­sche Pro­duk­te gibt es aus die­sem Grund nicht und wird es auch zukünf­tig nicht geben. Die GEV hält die Ver­wen­dung des Begriffs „emis­si­ons­frei“ des­halb für miss­bräuch­lich und irre­füh­rend.

Neben dem EMICODE® gibt es natio­nal und inter­na­tio­nal auch ande­re Zei­chen, die im Bereich der Bau­pro­duk­te eine Aus­sa­ge zu Emis­sio­nen machen, z. B. der „Blaue Engel“ oder „Gre­en­guard“ in den USA.

Test­rei­hen der GEV haben gezeigt, dass EC1-Pro­duk­te auch die Anfor­de­run­gen die­ser Sys­te­me erfül­len. EC 1PLUS-Pro­duk­te hin­ge­gen set­zen einen neu­en Maß­stab, der in ande­ren Sys­te­men der­zeit nichts Ver­gleich­ba­res fin­det.

GEV und EMICODE® – Fragen und Antworten

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